Das HOLOGRAMM
- Josef Greter
- 24. Okt.
- 16 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 5. Nov.
Hallo und guten Tag. Erlauben sie, dass ich mich vorstelle. Mein Name ist Max Hintermann, aber nennen sie mich einfach nur Max. Also ich bin Max, ich bin in den besten Jahren, bin gesund und sportlich. Meine Freunde sagen ich würde gut aussehen und ich sei ein umgänglicher freundlicher Mensch. Ohne zu prahlen meine ich auch einigermaßen intelligent zu sein. Beruflich arbeite ich als selbstständig erwerbender Vertreter für Kosmetikartikel. Dank meiner blauen Augen, meiner mittelgroßen Statur, meinem Dreitagebart und meiner dunkelblonden kurz geschnittenen Frisur, sowie meinem männlichen Lächeln, bin ich mir bewusst, dass ich eine spezielle Wirkung auf meine weibliche Kundschaft ausübe. Was die wenigsten meiner Bewunderinnen aber wissen, ich bin nicht heterosexuell. So viel zu meiner Person, aber das ist eigentlich unwichtig, ich möchte ihnen eine Geschichte erzählen, wie sie mir vor nicht allzu langer Zeit passiert ist. Diese Geschichte beschäftigt mich bis Heute und hat mein Wesen nachhaltig verändert. Ich bin glücklich, wenn ich dieses prägende Ereignis mit ihnen teilen darf. Es wird mir helfen die ganze Geschichte zu verarbeiten.
Also es passierte an einem leicht nebligen Tag im Oktober. Wie fast jeden Samstag war ich mit meinem Bike im nahe gelegen Wald unterwegs. Eine Bikeroute die ich bestens kenne und schon sehr oft gefahren bin. Fast immer fahre ich recht locker, um die frische kühle Waldluft zu atmen. Auch beobachte ich sehr gerne die Bäume, die im Herbst noch ihre wunderbar farbigen Blätter tragen, bevor die Blätter fallen und die Bäume in den Winterschlaf gehen. Wie gesagt ich fahre also mit meinem Fahrrad allein auf dieser Strecke, irgendwie habe ich aber das Gefühl, dass jemand nicht allzu weit, hinter mir herfährt. Nichts kann ich erkennen jedoch beschleicht mich ein mulmiges Gefühl. Obwohl ich meinen Kopf kurz umdrehe, kann ich niemanden erkennen. Aber ich kann das Knistern von am Boden liegenden Ästen hören und ich nehme eindeutige Geräusche wahr, die auf einen Biker hinweisen. Irgendwie beschleicht mich eine innere Unruhe und ich beginne leicht zu frösteln. Da ich jetzt gerne nach Hause möchte, trete ich schneller in die Pedalen, damit ich meinen unsichtbaren Verfolger hinter mir lassen kann. Immer schneller fahre ich, jedoch kommt mein unsichtbarer Verfolger näher, egal wie schnell ich fahre. Förmlich fliege ich durch den Wald. Noch einmal drehe ich mich um und ich werde kreidebleich. Fast wäre ich gestürzt, am ganzen Körper beginne ich zu zittern. Eine höllische Angst breitet sich in meiner Seele aus. Was sehe ich?
Unmittelbar, direkt an meinem Hinterrad verfolgt mich ein anderer Fahrradfahrer. Kerzengerade sitzt er auf einem alten Fahrrad. Wissen sie, so eines, wie man es in den siebziger Jahren oft benutzt hat. Mit all meiner Kraft hole ich jetzt das letzte aus meinem Körper, um schneller zu fahren. Mein Verfolger sitzt bequem auf seinem alten Fahrrad und bleibt immer etwa dreißig Zentimeter hinter mir. Egal wie schnell ich fahre, er ist immer da. Mein Blut beginnt in meinen Adern zu gefrieren und mir wird heiß und kalt zugleich. Noch einmal drehe ich mich um, und erkenne den Fahrer, das ist ja Franz mein Schulkamerad. Jetzt stockt mein Atem und eiskalter Schweiß tritt auf meine Stirn. Es ist wirklich Franz, ja ich erkenne ihn ganz genau, es ist Franz. Aber ich sage euch, weshalb ich damals derart erschrocken bin, während des achten Schuljahres ist Franz auf mysteriöse Art und Weise ums Leben gekommen. Ich weiß noch ganz genau wie er damals aussah. Zuerst war Franz als vermisst gemeldet, zirka zwei Wochen später, wurde sein lebloser halb verwester Körper, im nahegelegenen Wald, unserer Dorfschule gefunden. Meine letzte Erinnerung an ihn war, als er bleich in seinem Sarg lag und ich ihn durch die Sargscheibe gesehen habe. Jetzt viele Jahre später, sieht er immer noch gleich aus, wie damals mit vierzehn Jahren. Er fährt immer noch dasselbe Fahrrad, welches damals sein ganzer Stolz war. «Hallo Max, wie geht es dir?» höre ich ihn sagen. Ich bin völlig erstarrt und muss von meinem Bike absteigen. Mir wird eiskalt und schwindlig, ich muss mich setzen. Mein Herz hämmert, wie wenn in mir ein wild gewordener Trommler, einen Totentanz trommeln würde. Mit letzter Kraft setze ich mich auf einen abgesägten Baumstumpf.
«Hab keine Angst, ich tu dir nichts. Wir zwei sind doch immer noch gute Freunde, obwohl wir uns eine gewisse Zeit lang nicht mehr gesehen haben.» Meinte Franz, stieg von seinem Rad und setzte sich mir gegenüber auf den feuchten Waldboden. Erst jetzt getraute ich mich ihn vorsichtig zu betrachten. Mein Zittern verlangsamte sich ein wenig, aber ich fror erbärmlich. Ich konnte es kaum glauben, dieses Wesen neben mir sah wirklich aus wie mein alter Kamerad Franz. Ist es einfach eine Illusion oder spielt mein Kopf verrückt? Fragte ich mich. Außer ein paar Joints und ab und zu ein Gläschen Wein, habe ich noch nie irgendwelche Drogen genommen. «Beruhige dich, ich tu dir nichts.» Wiederholte Franz mit einer mir fremden Stimme. Aber es ist ja auch viele Jahre her als ich seine Stimme das letzte Mal gehört habe.
Vielleicht hatte er nach seinem Tod doch noch den Stimmbruch gekriegt, oder es verändern sich die Hormone sogar nach dem Tode. Tausend wirre Gedanken flogen mir durch und um meinen Kopf. Langsam getraute ich meinen Kopf gegen ihn zu drehen und ihn zu betrachten. Ich träume, das ist doch alles nur ein Alptraum, schoss es wieder durch meinen Kopf. Da ich aber die Druckstelle des Baumstrunkes unter meinen Hintern eindeutig spüren konnte, stellte ich fest, dass das, was ich gerade erlebe, real sein muss. Mir gegenüber sass wirklich Franz, ich konnte ihn sehen, und trotzdem sah ich auch irgendwie durch ihn hindurch. Das muss ein Hologramm sein dachte ich mir, aber ein Hologramm kann doch nicht sprechen. Das alte Fahrrad von Franz konnte ich nicht mehr sehen, wenn das auch ein Hologramm war, dann hat es sich aufgelöst. Wieder schauderte es mich am ganzen Körper, aber ich blieb einfach sitzen. Franz oder das Hologramm mir gegenüber begann erneut zu sprechen. «Mein grobstofflicher Körper ist vor langer Zeit zu Mutter Erde zurückgekehrt. Was du siehst, ist die freie Energie meiner Seele. Diese Energie kann sich für eine gewisse Zeit an meinen Lichtköper erinnern, der damals um meinen Körper schwebte.
Die freie Seelenenergie kann dann die sogenannte Aura für gewisse Menschen in sichtbare Strahlung transformieren. Das ist der Grund, warum du mich sehen kannst. Auch meine Stimme kannst du nur wahrnehmen, weil die freie Energie meiner Seele sich in geordnete Schallwellen wandelt. Fürchte dich nicht, du bist nicht wahnsinnig geworden. Du darfst einfach an etwas wunderbarem teilhaben, ich möchte dir den Weg zurück zur Glückseligkeit und dem reinen Licht aufzeigen mein Freund». Langsam beruhigte ich mich ein wenig. Obwohl ich immer noch wirklich nervös war, begann es mich zu interessieren, was damals wirklich mit Franz passiert war.
Ihr müsst wissen, man hat seinen leblosen halb verwesten Körper gefunden, hat all die Würmer und Maden weggeputzt, aber die wahre Todesursache hat man nie wirklich ermittelt. Unser Dorfpolizist und die beigezogene Kriminalpolizei haben die Ermittlungen nach wenigen Tagen eingestellt. Mit dem Kommentar, Gewaltverbrechen ist auszuschließen, vermutlich Suizid mit drogenähnlichen Pilzsubstanzen oder synthetischen Drogen. Soviel ich weiß, wurde nie eine Obduktion durchgeführt. Franz war schließlich das fünfte Kind einer mausarmen Pächterfamilie. Wen interessiert es da schon ob einer mehr oder weniger am Tisch sitzt.
Bei dem Begräbnis waren nur seine Mutter und seine sieben Geschwister, sowie ein paar Nachbarn und wir Klassenkameraden anwesend. Den Vater von Franz hat man nach dem Gottesdienst sturzbetrunken hinter der Scheune liegend gefunden. Zwei Tage später ist er, vor lauter Elend, einfach weggegangen und in unserem Dorf nie mehr aufgetaucht, kein Mensch weiß, wo er ist und ob er überhaupt noch lebt.
Ein paar Jahre später, als die jüngste Schwester von Franz vierzehn Jahre alt wurde, hat sich ihre Mutter exakt um Mitternacht in der Sterbekapelle hinter der Dorfkirche erhängt. Man sagt nach dem zwölften Glockenschlag hätte man einen fürchterlichen Schmerzensschrei in der ganzen Gemeinde gehört. Es gibt sogar Dorfbewohner, die behaupten, sie hätten einen weißen Lichtschweif Richtung Himmel aufsteigen sehen. Bewiesen ist natürlich nichts.
Nach diesen tragischen Ereignissen wurden die Kinder in alle Himmelsrichtungen verteilt. Niemand weiß, wo sie sich aufhalten und ob sie noch Kontakt untereinander haben. Ich habe jedoch von keinem dieser unglücklichen Kinder je wieder etwas gehört. Für den heruntergewirtschafteten Pachtbetrieb wurde nie wieder ein Pächter gefunden. Das Haus und die Scheune sind in der Zwischenzeit verfallen und in sich Zusammengestürzt.
Ich muss euch jedoch sagen, seit dem Tod meiner Mutter war ich nicht mehr in diesem unglückseligen kleinbürgerlichen Dorf.
Ich war froh die Vergangenheit hinter mir gelassen zu haben. Aber mit dem Auftauchen von Franz, oder was diese Erscheinung auch immer war, kehrte meine Vergangenheit offensichtlich zu mir zurück.
Zwischenzeitlich hatte ich mich ein wenig beruhigt und ich fand den Mut, das Hologramm, das sich Franz nannte anzusprechen. Bitte Franz, sprach ich mit zittriger Stimme, erzähle mir was damals passierte und was du nach so langer Zeit von mir möchtest. Das Hologramm begann ganz leicht zu schwingen und die Erscheinung wurde etwas heller. «Genau deswegen habe ich dich aufgesucht Max, du warst mein einziger wirklicher Schulfreund und du hast mich, als einziger nie ausgelacht, weil wir so arm waren und ich außer meinem alten Fahrrad überhaupt keinen Besitz hatte.»
Wir beide, Hologramm Franz und ich wir schauten uns zum ersten Mal seit unserer Schulzeit wieder ganz vertraut in die Augen. Ich wurde jetzt völlig ruhig und wir beide hatten wieder dieses verschmitzte Lächeln in unseren Mundwinkeln, welches wir jeweils nach den Kirschen vom Baum stehlen, bei Bauer Müller hatten. Bitte Franz, erzähle mir was ist damals wirklich geschehen.
Hologramm Franz stand auf, trat von einem Fuss auf den anderen und das Licht, welches ihn sichtbar machte, fing ganz leicht an zu flackern. Ich hatte das Gefühl, dass Franz sogar als Hologramm Emotionen zeigen konnte. Sichtlich gerührt, aber ganz ruhig, wartete ich ganz gespannt, was er mir erzählen wollte. Die Luft um ihn herum begann zu schwingen und diese Schwingung formte sich zu einer für mich hörbaren Stimme.
«Mein lieber Freund, lange Zeit musste meine Seele darauf warten, um dir mein Geheimnis zu offenbaren.» begann er. «Damals, als vierzehnjähriger junger Bursche habe ich sehr gelitten, weil wir so arm waren. Wir hatten meistens nicht einmal genug zu essen. Meine Mutter hat viel geweint, mein Vater war meistens betrunken und hat im Rausch Mama und uns Kinder regelmäßig geschlagen. Wir hatten kein Spielzeug, wir hatten einfach nichts. Außer von dir wurde ich von den meisten Mitschülern gehänselt. Jede Nacht wünschte ich mir ich wäre nie geboren worden, oder ich wäre irgendwo auf der Erde, wo ich einfach in Ruhe gelassen werde.
In einer dieser besagten Nächte, ich schlief einmal mehr mit verweinten Augen ein, hatte ich einen wunderbaren Traum. Ich träumte, zuerst ich sei ein stolzer Hirsch in einem großen Wald. Alle Tiere des Waldes bewunderten mich, ich war das schönste und edelste Tier des Waldes. Mit meiner Weisheit sorgte ich im Wald für Frieden und Gerechtigkeit unter allen Waldbewohnern. Alle Tiere respektierten mich und es herrschte Frieden und Einheit im Walde. Während dieses Traumes, nahm ich wahr, wie sich meine Seele aus meinem irdischen Körper löste und wie sie in den Körper von diesem Hirsch, von dem ich träumte, eingeladen wurde.»
Völlig fasziniert lauschte ich den Worten von Franz. Bitte erzähl weiter, bat ich ihn. Franz fuhr umgehend fort mit seiner Geschichte. «Meine Seele wurde einfach in den Körper dieses wunderschönen Hirsches eingeladen und sie nahm diese Einladung sehr gerne an. Urplötzlich sah ich den Wald durch die Augen eines Hirsches. Völlig frei von allen menschlichen Wünschen Schritt ich durch den Wald. All die materiellen Wünsche waren wie weggeblasen, wenn ich Hunger hatte, konnte ich Waldkräuter und frische Tannenzweige essen. Im ganzen Wald waren das Glück und die friedvolle Genügsamkeit zuhause.
Es war einfach göttlich, was ich in diesem Traum, durch die Augen des Hirsches erleben durfte. Mein größter Wunsch war, dass der Traum niemals enden würde, oder dass ich mich vom Menschenkind zu einem Hirsch verwandeln könnte. Am nächsten Tag bin ich so glücklich erwacht, wie noch nie.»
Völlig gespannt hörte ich Hologramm Franz zu. Am liebsten, wäre ich selbst in diesen Traum eingetaucht. Wie geht diese Geschichte weiter, ich konnte es kaum erwarten, das Franz weitererzählte. Jedoch wurde das Hologramm jetzt schwächer und seine Stimme ganz leise. Ich konnte meinen alten Freund kaum noch wahrnehmen. Mit letzter Kraft sprach er zu mir: «Ich brauche ein paar Minuten Zeit, um mich mit neuer freier Seelenenergie aufzuladen, denn es ist sehr anstrengend für uns feinstoffliche Wesen, um den Zustand der Sichtbarkeit für das menschliche Auge und das Ohr zu erreichen.» Zwischenzeitlich wurde mir ganz warm und ich fühlte mich gut. Gemütlich lehnte ich mich an einen Baumstamm und ich wartete ganz gespannt auf die Rückkehr von Hologramm Franz. Ich wollte jetzt wirklich wissen, wie seine Geschichte weitergeht und weshalb er sie unbedingt mir offenbaren möchte. Es dauerte ungefähr fünfzehn Minuten, bis Franz wieder sichtbar wurde.
Ohne dass ich ihn aufgefordert hätte, begann Franz sofort zu sprechen. «Es ist ein göttliches Gefühl, wenn sich der Lichtkörper mit neuer freier Seelenenergie anreichert.» Sprach er als erstes.
«Gerne erzähle ich dir wie die Geschichte weitergeht, meine Energie sollte jetzt ausreichen, um dir alles bis zum Ende zu erzählen. Den ganzen Tag lang, nach diesem wundervollen Traum, wünschte ich mir nichts mehr, als dass ich noch einmal so etwas erleben darf. Sehr früh legte ich mich schlafen. Kaum war ich eingeschlafen, durfte ich wieder in diesen Traum eintauchen. Aber in dieser Nacht passierte etwas Gewaltiges, mein Körper defragmentierte sich und wurde eins mit meinem Lichtkörper. Wie von Geisterhand geführt schwebte ich durch den Wald, mein Hirsch wartete schon. Wir beide verschmolzen in Sekundenbruchteilen. Ich war Hirsch, Hirsch war ich, gemeinsam streiften wir durch die warme Nacht. Er führte mich an einen magischen Ort, tief im Wald. Wie er mir mitteilte, war das ein uralter Zeremonienort. Dieser Platz war übersät mit selbst leuchtenden Pilzen. Wenn wir von diesen Pilzen essen, werden wir Raum und Zeit hinter uns lassen. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft werden Eins. Mit diesen Pilzen kannst du in jede Dimension reisen, die du dir ohne Gedanken wünschst.
Bitte lass uns von den Pilzen kosten, meinte ich. Wir Zwei, die Eins geworden waren, begannen genussvoll die magischen Pilze zu essen. Wir legten uns gemeinsam hin und warteten, was jetzt wohl passieren würde.» Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, diese unglaubliche Geschichte von Franz, begann mich mit jedem Wort mehr zu faszinieren und ohne, dass ich etwas sagte, sprach er weiter.
Ich war mir sicher, seine Seele oder die Energie seiner Seele musste die Geschichte unbedingt einem menschlichen Wesen offenbaren. «Wir, lagen also einfach da im Wald, mit den Pilzen im Magen und wir warteten gemeinsam als Eins gewordenes Wesen, was wohl geschehen würde. Irgendwie begann sich alles zu drehen, ich nahm wunderbare Farben wahr, ich hörte Geräusche, die ich sehen konnte. Der ganze Wald war jetzt zum Leben erwacht, die Pflanzen und die Bäume konnten sprechen und ich, beziehungsweise wir, durften daran teilhaben, ja wir wurden ein Teil des Waldes.
Ein durchaus lebendiger Teil. Meine Wahrnehmung in allen Dimensionen war einfach göttlich. Während ich in all den Farben und Tönen schwelgte, bildete sich aus all den Farben heraus eine wunderschöne Frau. Ein weibliches Wesen, von einer kristallinen reinen unendlichen Schönheit. Ich wusste nicht, täuschen mich meine Sinne, oder ist das real.
Ist alles, was hier passiert nur eine Fiktion oder ist es Realität. Doch die Frau trat eine paar Schritte auf mich zu und begann zu sprechen. «Willkommen Max, willkommen in meiner Dimension. Ich grüsse dich. Mein Name Ist Isabelle, die Heilerin des Waldes.» «Die Farben, die Töne und die Düfte wurden Eins. Isabelle schwebte in diesen unglaublichen Wahrnehmungen. Mit meiner Wahrnehmung schwebte ich mit ihr. Obwohl ich mich überfordert fühlte, spürte ich, irgendwie zum ersten Mal in meinem Leben, zuhause angekommen zu sein. Eine neue Wärme und eine noch nie gekannte Geborgenheit durchströmten mich. Irgendwie war ich im Paradies angekommen.» Ich als Max Hintermann konnte kaum glauben, was mir der Hologramm Franz erzählte. Aber trotzdem hörte ich ihm absolut gespannt zu. Ich war wie in Trance und völlig in diese Geschichte eingetaucht. Es war das Gefühl einer neuen Faszination, die mich erfasste. Mit der Kraft meiner Gedanken forderte ich Franz auf mir bitte weiter zu erzählen. «Wie gesagt Isabelle schwebte in diesem Licht und sprach zu mir. «Franz unsere Seelen kennen uns seit sehr langer Zeit, deshalb hast du den Weg zu mir gefunden. Wie du weißt, gibt es keine Zufälle». Sprach sie und erzählte weiter.
«Vor vielen Jahre lebte ich hier im Wald, ich kannte jede Pflanze und ich kannte die guten und die weniger guten Wirkungen auf den menschlichen Körper. Durch dieses Wissen wurde ich immer mehr von den Menschen aufgesucht, sie nannten mich, Isabelle die Heilerin. Von weit her kamen sie, um die Heilung durch die Kraft der Pflanzen zu erfahren. Nie nahm ich Geld für meine Arbeit, jeder der mich besuchte, brachte einfach etwas mit, das er gerade hatte. Ich war sogar in der Lage, dass ich den armen Frauen dabei half, eine erneute Schwangerschaft zu verhindern. Diese Frauen hatten zum Teil mehr als zehn Kinder und wussten gar nicht mehr, wie sie alle ernähren sollten. Als sich diese Fähigkeit herumsprach, wurde der Klerus, ja die Kirchenoberen auf mich aufmerksam. Niemand hat das Recht in die Schöpfung einzugreifen, alles ist Gottes Wille meinten sie. Ich sei von Satan und anderen dunkeln Mächten besetzt. Nur Gott entscheidet, wann eine Frau schwanger werden soll, alles andere ist des Teufels und muss ausgemerzt werden.
Ich erhielt also Besuch vom Dorfpfarrer und einem Abgesandten des Weihbischofs. Sie legten mich ohne viel Aufsehen einfach in Ketten und begossen mich mit Weihwasser. Der Abgesandte Geistliche meinte, ich hätte den Hungertod verdient, elendiglich musste ich verdursten und verhungern.
Während Pfarrer und Abgesandter bis zu meinem körperlichen Tod in meiner Hütte verweilten, genossen sie meinen Wein und meine Speisen. Danach legten sie meinen toten Körper in meine Hütte und zündeten diese an. Beide waren der Überzeugung sie hätten etwas Gutes zum Wohle Gottes getan. Dabei genossen sie mein Leiden. Was sie aber nicht wussten, nur mein Körper ist gestorben und meine irdischen Güter sind verbrannt. Aber meine Seele blieb hier und wartet seit langer Zeit auf dein Kommen Franz. Damit ich dich aber Heute Nacht hier willkommen heißen darf, musste ich in die Verzeihung mit Allem gehen, dafür habe auch ich recht lange Zeit benötigt, aber es ist aus reinster Seelenenergie vollbracht und ich darf mich auf den nächsten Schritt vorbereiten. Wenn du möchtest, darf deine Seele heute Nacht deinen Körper verlassen und mit mir Eins werden. Du musst wissen, am Anfang von Allem, waren wir Eins. Unsere Aspekte haben sich geteilt, du in den männlichen Aspekt und ich in den weiblichen Aspekt. Aber jedes von uns hat einen kleineren Anteil vom anderen in sich behalten. Nur wenn du wirklich bereit bist, und es deinem freien Willen entspricht, dürfen unsere Seelen in der heutigen Nacht wieder vollkommen werden. Aber du musst bereit sein deinen grobstofflichen Körper hier an dieser Stelle zurücklassen.
Ich war überwältigt nach diesen Worten, wusste ich doch nicht, träume ich, oder ist das real, ist alles nur eine Fiktion oder ein Hirngespinst von mir. Hirsch und ich waren ja Eins geworden und mein Körper defragmentierte sich. Also muss das hier, eine mir bisher unbekannte Realität sein.
Irgendwie verspürte ich den innigen Wunsch mit Isabelles Seele zu verschmelzen. Aber ich wollte doch noch wissen, was danach geschehen soll. Schließlich gibt man den irdischen Körper ja nicht einfach so auf.
Obwohl ich mit meinem weltlichen Dasein gar nie wirklich glücklich war, waren es ja nur Anerkennung und Wertschätzung die mir fehlten. Oder waren es vielleicht die Schmerzen oder das fehlende Materielle, das ich nie hatte. Waren es die lustigen Momente mit meinen Geschwistern, und das ab und zu gute Essen, welches Mama zu speziellen Gelegenheiten kochte. Ich wusste es nicht, also fragte ich Isabelle, weshalb wir denn verschmelzen sollten. Ohne zu zögern, fuhr sie fort mit wunderschön klingender Stimme. Klar und kristallin sprach sie jetzt zu mir. Weißt du mein geliebter Franz, im Ursprung waren wir Eins, du und ich. Genauso wie Licht und Schatten Eins waren. Das war die Dimension als Materie und Antimaterie noch eine Einheit bildeten. Die meisten Seelen kommen vom Großen Ganzen und gehen nach dem Ableben des Körpers zum Großen Ganzen zurück, bis der große Seelenkreislauf in die endgültige Vollendung kommt. Deine und meine Seele sind im letzten Kreislauf, wenn wir beide das möchten. Ansonsten können wir noch so viele Inkarnationen durchleben, wie wir möchten. Einmal als glücklicher Mensch, einmal als Unglücklicher. Als Reicher oder als Armer, als Hungernder oder als Schlaraffenländer. Als Herzensmensch oder als Sadist. Aber du darfst wissen, lieber Franz, die letzte Reise geht nicht zurück zum Großen Ganzen, es ist die Heimkehr zum Lichtplaneten des reinsten Ausgleichs.
Es ist die Reise zum feinstofflichen Planeten der absoluten, göttlichen Glückseligkeit. Dem Lichtplaneten in dem alles, wirklich alles, in Harmonie und Ausgleich ist. Unsere Seelenanteile haben sich über tausende Inkarnationen getrennt und trotzdem haben sie sich für die letzte Reise und die göttliche Vereinigung wieder gefunden.
Ich lade dich aus tiefster Herzens Seelenenergie ein dich mit meiner Seele zu vereinigen, deinen Körper zu verlassen und mit mir zu unserem wahren Ursprung zu reisen. Glückseligkeit, ein Wort das ich nie gehört hatte. Das ich während dieser Inkarnation, noch nie wirklich erfahren hatte. Isabells Stimme hatte in meiner Wahrnehmung die lichtvollste Schwingung des Vertrauens und der Ehrlichkeit angenommen. Ja ich möchte mit dir reisen, ich wünsche mir nichts mehr als die Vereinigung mit dir. Ich möchte es aus tiefstem Herzen.
Ein weisses Licht erfüllte jetzt den magischen Platz im Wald. Ein weisses Licht, das so wahrgenommen wurde, wie damals, als die Seele meiner Mutter zurück reiste. Mein irdischer Körper trat jetzt ganz sanft aus dem Hirsch, der mich bis jetzt begleitet hatte, heraus und ich lag da auf dem feucht warmen Waldboden. Meine Seelenenergie bedankte sich bei meinem Körper für all die Erfahrungen, die ich mit ihm machen durfte. Mein Lichtkörper löste sich ganz sanft aus dem Fleisch- und Blutkörper. Wie ein Magnet der bedingungslosen Liebe zog es mich zu Isabelle oder Isabelle zu mir. Wir verschmolzen einfach. Die Schwingungsebene der reinen Einheit und der reinen Vollkommenheit liess uns Eins werden. Im diesem Hyperquanten Moment verschmolzen wir schon mit dem feinstofflichen Planeten der absoluten Glückseligkeit und Harmonie.
Ich, Max Hintermann, der Vertreter für Kosmetikartikel und Homosexueller Frauenliebling, saß immer noch wie in tiefer Trance da. Ich konnte nicht glauben, was ich da erleben durfte. Völlig weggetreten stammelte ich: «Bitte Franz, weshalb hast du mich besucht und warum bringst du mir diese Geschichte, jetzt nach so langer Zeit?»
«Erstens bin ich nicht nur Franz ich bin die Lichteinheit Isabelle und Franz. Zweitens du bist der einzige Mensch, der sich immer wieder liebevoll an mich erinnert hat und dem ich zu meiner Erdenzeit nie gleichgültig war. Du hast mich so akzeptiert und respektiert, wie ich war. In deiner Anwesenheit durfte ich einfach sein. Dafür wollte ich mich bei dir bedanken. Da du aber sehr im Außen lebst und wenig für feinstoffliche Wahrnehmungen übrig hast, wollte ich dir ganz liebevoll die anderen Augen öffnen.
Meine Seelenenergie wird sich jetzt zurückziehen, und trotzdem kannst du jederzeit mit Isabelle und mir in Verbindung treten. Denn alles ist jetzt. Aber bevor ich mich von dir verabschiede, eine letzte Botschaft aus der sogenannten irdischen Zukunft.
Auch auf dich wartet seit langer Zeit der zweite Seelenanteil. Du hast die Möglichkeit Ja zu sagen und in die Verschmelzung der Glückseligkeit zu gehen, wenn es dann so weit ist. Du wirst es mit den anderen Augen erkennen. Lebe dein irdisches Leben so, dass du ja sagen kannst, wenn die Zeit reif ist. Mit der Seelenenergie der reinsten Glückseligkeit verabschiede ich mich von dir. Auf Wiedersehen auf unserem Planeten des Ursprungs. Ich liebe dich.»
Ich weiß nicht mehr wie lange ich noch auf dem Waldboden saß. Ich war einfach überwältigt. Nach einiger Zeit stand ich auf, nahm mein Fahrrad in die Hand und begann es zu schieben. Ich war nicht in der Lage zu fahren.
Irgendwie hatte ich das Gefühl, mein Gleichgewicht sei noch nicht ganz in der Balance. Aus Vorsichtsgründen habe ich also mein Bike geschoben. Nach jedem zweiten Schritt, den ich tat, konnte ich ein quietschen hören. Ich drehte mich wieder um sah aber nichts Eigenartiges. Dieses Geräusch gab aber keine Ruhe und bei jedem zweiten Schritt hörte ich es. In meinem Kopf drehte sich immer noch alles. Was war das, ein Traum, eine Einbildung oder war es vielleicht doch eine Art andere Wirklichkeit? Dieses Geräusch war aber immer noch da, ist es Wirklichkeit habe ich mich gefragt. Zwischenzeitlich war mein Kopf aber wieder so klar, dass ich das komische Geräusch orten konnte. Es kam von unten, ganz unbewusst senkte ich meinen Kopf und ich erschrak schon wieder explosionsartig.
Ich schob nicht mein Bike, sondern das alte rostige quietschende Fahrrad von Franz. Mein Atem stockte und ich blieb vor lauter Schock einfach stehen. Ich weiss nicht mehr wie lange ich so dastand, aber es muss recht lange gewesen sein. Ich konnte mich kaum rühren und tausend Blitze jagten durch meinen Kopf. Was ist, was ist nicht, mein Bike war verschwunden und ich hielt ein altes Fahrrad in meinen Händen. Ich stand immer noch einfach da, als sich ein mächtiger Hirsch mir näherte, und in einer mir verständlichen Sprache röhrte. «Alles ist gut, du hast kein altes Fahrrad gegen ein neues Bike eingetauscht. Du durftest eine göttliche Offenbarung erleben. Geh jetzt nach Hause und beruhige dich, es ist alles so wie es sein soll.» Der Hirsch ging ruhigen Schrittes davon und meine Verkrampfung löste sich praktisch in diesem Augenblick. Für mich war es ein Wunder, ich kann es zwar nicht verstehen, aber ich frage euch, ja jeden einzelnen von euch, kann man Wunder überhaupt verstehen?
Das Fahrrad steht jetzt in meiner Stube und ich bin sehr glücklich, dass Franz mir sein irdisches Heiligtum einfach so überlassen hat. Ich werde es behalten, schätzen und bewahren, bis ich eines Tages selbst in den Ausgleich mit meinem anderen Seelenanteil kommen darf. Niemandem in meinem Umfeld habe ich diese Geschichte bis jetzt erzählt. Vielleicht glaubt ihr mir ja, und ich finde dank euch den Mut, diese Erfahrung mit anderen Menschen zu teilen und ihnen ein wenig die anderen Augen zu öffnen.
Ich danke euch, dass ihr mir so lange zugehört habt. Es hilft mir und gibt mir Mut.
Von Herzen Max
Sepp Greter (Datum unbekannt, eine meiner ersten Geschichten)





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